‚Der Weltraum, unendliche Weiten…‘ aber Halt, das Spiel erscheint erst später. Hier gehts ja um EvE. Nicht nur eines der wenigen Weltraum/SciFi MMOs, sondern auch einer der wenigen Vertreter der Sandbox MMOs. Im Jahre 2003 von der Isländischen Firma CCP (Crowd Control Productions) veröffentlicht und seitdem im stetigen Wachstum. Fing das ganze noch mit sehr überschauberen Spielerzahlen im 1.oooer Bereich an, finden sich momentan bis zu 50.000 Spieler gleichzeitig auf dem Server (aktueller Rekord vom 8. Februar 2009: 51.675) bei ungefähr 250.000 aktiven Accounts. Sicherlich im Vergleich zum Schneesturm wenig Accounts, aber selbst ein Warhammer Online hat momentan kaum mehr Spieler.
Besonderheit bei EvE ist das es nur einen Server bzw. Server-Cluster gibt. So kann man jederzeit auf jeden anderen eingeloggten Spieler treffen. So faszinierend diese Welt auch ist, ergeben sich durch die große Zahl an Spielern gerade bei großen Weltraumschlachten erhebliche Performance Probleme. Auch seit Jahren in der Kritik ist das Jita System. Als eines der ‚Startgebiete‘ und Haupthandelsplatz im Spiel befinden sich zu jeder Zeit mehrere Hundert Spieler gleichzeitig im System. Die Situation hat sich zwar in den letzten Jahren dank ständiger Hard- und Software Updates verbessert, aber Lags und Performanceprobleme sind immernoch deutlich spürbar.
Doch was macht EvE eigentlich aus? Wer ein WoW im Weltraum sucht wird hier nicht fündig, da ist vielleicht das kommende Star Wars MMO eher was. Bis dato gibt es keine Avatare im eigentlichen Sinne bei EvE. Jeder Spieler erschafft sich zwar einen Character, aber mehr als das Passfoto bekommt man von seinem Charakter nie zu sehen. Allerdings ist eine Erweiterung dafür in Entwicklung, wo Spieler erstmals ihre Raumschiffe verlassen und als Personen auf einer der unzähligen Weltraumstationen herumlaufen können. Man steuert also sein Raumschiff durch das Weltall oder klickt sich durch Menüs in Stationen. Das ganze mag auf den ersten Blick etwas ‚kalt‘ wirken, doch versprüht das Spiel dadurch seinen ganz eigenen Charme.
Grundsätzlich stehen dem Spieler 4 verschiedene Rassen zur Verfügung. Jede Rasse mir ihren eigenen Raumschiffen und speziellen Schwerpunkten. Die einen sind eher auf Raketen und Torpedos spezialisiert, während die anderen eher mit Lasern kämpfen. Damit sind wir auch schon bei den Raumschiffen, dem eigentlichen Charakter im Spiel. So wie man in anderen Spielen neue Schwerter sammelt und ausrüstet sind es hier Waffensysteme, Schilde, Panzerung, Reaktoren und sehr viel anderer Spielkram. Alleine über die Ausrüstung eines Schiffs finden sich seitenlange Diskussionen im offiziellen Forum. Gerade dieses Micromanagment ist ein sehr spannender und motivierender Aspekt in EvE. Jede Situation, ob nun PvE oder PvP erfordert verschiedene Ausrüstungen und Taktiken. Die Möglichkeiten ein Schiff auszurüsten sind unzählig. Gerade am Anfang sicherlich keine leichte Aufgabe. Die Komplexität des ganzen sollte man nicht unterschätzen.
Doch natürlich wird niemand völlig ohne Erklärung in den kalten Weltraum geworfen. Jeder startet im Tutorial wo einem die Grundzüge beigebracht werden. Grundlagen des Interfaces, der Kampf und Erzabbau werden dem Spieler erklärt. Das ganze lässt sich auch überspringen, aber das ist für Einsteiger nicht zu empfehlen. Doch was macht man nach dem Tutorial?
Wie für ein Sandbox-Spiel üblich steht dem Spieler die Welt offen. Keine vorgefertigten Wege, keine Charakterklassen und kein leveln. Man schwebt nun also im Weltraum oder im Hangar einer der unzähligen Stationen und das Abenteuer kann beginnen. Doch gleich in ein großes und schwer bewaffnetes Schiff steigen steht am Anfang noch nicht auf der Liste der Möglichkeiten. Jedes Schiff und auch Ausrüstungsteil erfordert bestimmte Skills als Vorraussetzung, von Geld ganz zu schweigen. Also muss man beides erstmal verdienen. Großer Unterschied der Skills zu anderen Spielen besteht darin, dass hier in Echtzeit gelernt wird. Dauern die ersten Skills noch ein paar Minuten, so dauern weit fortgeschrittene Skills bis zu einem Monat und länger. Die Zeit läuft allerdings auch weiter wenn man ausloggt und man kann das Skilltraining jederzeit ändern ohne Zeitverluste. So lohnt es sich über Nacht längere Skills zu lernen und auch wenn man in Urlaub fährt lernt der Charakter noch weiter. Nach einer Weile fängt man von ganz alleine damit an die Skills so zu planen, das man zu Hause ist, wenn ein Skill fertig wird. Erschreckend, aber das sagt auch etwas über die Faszination des ganzen aus. Geld verdient sich auf die übliche Weise durch Aufträge oder verkaufen von Ausrüstung und Rohstoffen und Geld wird man eine ganze Menge benötigen…
So liegt es nahe sich erstmal damit zu beschäftigen. Etwas Erz abbauen oder Aufträge für eine oder mehrere der unzähligen NPC Firmen erledigen. Mit der Zeit füllt sich das Bankkonto und auch größere Schiffe und bessere Ausrüstung stehen nach und nach zur Verfügung. Und auch die ersten Verluste werden früher oder später auf den Spieler warten. Denn wenn man einen Kampf verliert explodiert logischerweise das Raumschiff. Im PvP kann der Gegner nun die Überreste aufsammeln, während man im PvE gute Chancen hat das was bei der Explosion übrig geblieben ist wieder zu bekommen. Den eigentlichen Charakter kann man meist noch in einer Rettungskapsel retten. Sollte der Gegner im PvP es allerdings schaffen auch die Kapsel (Pod genannt) zu zerstören, wacht man in einem neuen Klon wieder auf. Diese Klone kann man in einigen Stationen anlegen und damit seine Skills speichern. Vergisst man einmal einen aktuellen Klon zu kaufen droht beim Tod des Spielers auch der Verlust von Skillpunkten, teilweise die Arbeit von Wochen. Aus diesen recht harten PvP Bedingungen ergibt sich auch eine der ‚goldenen EvE Regeln‘: Fliege nur das, was du dir auch leisten kannst zu verlieren.
Natürlich macht das ganze einer Gruppe noch deutlich mehr Spass und so tummeln sich auch viele von Spielern geführte Firmen im Universum. Jede mit eigenen Zielen, Verbündeten und politischen Vorstellungen. Viele Firmen schliessen sich auch zu Allianzen zusammen und können dann ganze Bereiche des Weltraums kontrollieren. Auch der Bau von eigenen Stationen steht den Firmen und Allianzen offen. Gegner können diese natürlich auch wieder zerstören.
Der Weltraum besteht aus über 5.000 verschiedenen System die mittels Sprungtoren verbunden sind. In jedem System gibt es Stationen, Planeten und Asteroidengürteln. Jedes System hat einen eigenen Sicherheitsstatus, der von 1.0 bis runter zu 0.0 reicht. Die Systeme mit 1.0 bis 0.6 werden Highsec genannt, 0.5 bis 0.1 ist der Low Sec und schliesslich noch 0.0. Im Highsec ist man als Spieler relativ sicher. Dort achtet die Computergesteuerte Polizei (Concord) auf Recht und Ordnung und Angriffe auf unbescholtene Spieler werden umgehend und zuverlässig geahndet. (Durch Zerstörung des Angreifers). Im Low Sec hingegen gibt es keine Polizei und einzig in der Nähe von Stationen und Sprungtoren werden die ‚unschuldigen‘ durch automatische Geschütze etwas beschützt. Im 0.0 schliesslich liegt das Gesetz einzig in der Hand der Spieler und Allianzen. Im 0.0 wartet dementsprechend auch der größte Profit. Die teuersten Erze und große NPC Piraten mit hohen Kopfgeldern. Funktionieren tut das ganze durch ein ‚Flagging‘-System. Jeder Spieler fängt neutral an. Angriffe auf andere neutrale Spieler machen einen für begrenzte Zeit zum Kriminellen und wer neutrale Spieler zerstört wird dauerhaft als Krimineller markiert. Durch Aufträge für NPC Firmen lässt sich der Ruf wieder verbessern. Im 0.0 interessiert allerdings niemand das Standing, da wird Grundsätzlich erst geschossen und später gefragt. Auch kann man ein Kopfgeld auf andere Spieler aussetzen. Die berüchtigsten Spielerpiraten haben ein so hohes Kopfgeld, sollte man sie einmal töten hat man für die nächsten Monate Ingame ausgesorgt.
So ist auch die Konkurrenz der Spieler um die Vorherrschafft um diese Systeme ein wesentlicher Bestandteil des Spiels. Und in den Kämpfen um die wertvollsten Systeme ist alles erlaubt. Ingame Spionage, Bestechung, Infiltration, Betrug oder Massenschlachten, alles was zum eigenen Vorteil genutzt werden kann wird auch genutzt. Alles was im Rahmen des Spiels möglich ist, ist auch erlaubt. Erst kürzlich ist eine der größten Allianzen auf Grund von Spionage und Bestechung von einem der Offiziere zerbrochen. Die Story schaffte es sogar auf Golem.de.
Nach 6 Jahren die das ganze jetzt läuft stellt man sich als Anfänger natürlich die Frage, wie man da überhaupt mithalten soll? Natürlich kann man Spieler die seit Jahren spielen und über 100 Millionen Skillpunkte haben nicht einholen, aber verloren ist man deshalb noch lange nicht. Jeder Skill geht nur bis maximal Level 5. So kann ein seit Jahren aktiver Spieler zwar auf mehr Skills (z.B. Schiffe der verschiedenen Rassen) zurückgreifen, aber ein Anfänger kann mit ordentlicher Planung zumindest in einem spezialisierten Bereich auf das gleiche Niveau kommen. Dem schon lange aktiven Spieler werden aber immer mehr Möglichkeiten offen stehen. Auch jetzt nach 6 Jahren hat es noch kein Spieler geschafft wirklich alle Skills bis auf Level 5 zu lernen, so groß ist die Viefalt der Skills und damit Möglichkeiten seinen Charakter zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Spiels ist die Wirtschaft. Als offenes Wirtschaftssystem ist fast alles von den Spielern kontrolliert. Jedes Schiff und Ausrüstungsteil kann von Spielern gebaut werden. Nur einige grundlegenden Ausrüstungsteile und Schiffe werden auch durch die NPC Firmen angeboten. In keinem anderen MMO ist die Wirtschaft so komplex und umfangreich wie bei EvE und alleine mit allen Aspekten der Wirtschaft und Produktion kann man Monate in dem Spiel verbringen. Es gehört aber auch die Seite des Betruges dazu. Um Geld zu machen ist halt alles im Rahmen des Spiels erlaubt. Ein besonders aufmerksames Auge ist daher auch beim handeln Pflicht.
Man sieht also bei EvE ist vieles anders als bei den üblichen MMOs, doch vieles ist auch gleich. Die monatlichen Kosten sind im üblichen Rahmen für die Branche. Allerdings gab es EvE für lange Zeit nur als Download. Erst jetzt im März kommt durch Atari eine Box mit einigen Extras in den regulären Handel. Eine Aktion die hoffentlich einige neue Spieler anziehen wird. Auch das übliche ‚Drama‘ in den Foren und Ingame Chats ist wie in jedem anderen Spiel zu finden. Auch finden regelmäßig kostenlose Erweiterungen ihren Weg in das Spiel. Zuletzt erst gab es ein großes Grafikupdate und die nächsten Updates sind schon angekündigt. Zusätzlich veranstaltet CCP jedes Jahr auf Island das sogenannte Fan-Fair. Eine Messe wo über die neusten Entwicklungen rund um EvE Online berichtet wird.
Was jedoch wohl etwas anders als bei anderen MMOs ist, dürfte das Alter der Spieler sein. Im Jahre 2006 hat eine Umfrage ergeben, dass der/die durchschnittliche EvE Spieler(in) 27 Jahre alt ist und ca. 2.5h am Tag spielt. 5% der Spieler waren damals weiblich. Hauptgrund dafür ist sicherlich die hohe Komplexität und das andere Setting. Aber auch die berühmt/berüchtigten ‚Roxxor-Kiddies‘ sind vertreten.
Wie bei den meisten Sandbox Spielen ist das alles sicherlich nicht für jeden geeignet. Denn man ist nie 100%ig sicher vor den ‚bösen‘ Spielern. Doch gerade dieses Risiko und die Vielzahl an Möglichkeiten machen das Spiel auch gerade so spannend. Für alle die sich einmal einen Überblick über EvE Online verschaffen wollen und ein wenig den unendlichen Weltraum erkunden wollen gibt es eine 14 Tage Trial auf der Homepage. Man kann in der Zeit zwar nur einen Bruchteil des Weltraums erleben, aber fesselnd ist es für den interessierten Spieler allemal.
Link: EvE Online